Vinzenzkapelle Hernstein
2560 Hernstein
Pecherweg
Baden
Industrieviertel
Kirche Kapelle
Kunst im öffentlichen Raum
Holz
Glas
ausgeführt
Planung: 2001
Fertigstellung: 2002
47° 53' 20'' N
16° 6' 33'' E
Pix und Pax
Auf einer Lichtung in einem Kieferhain befindet sich die von Jutta Woertl-Goessler im Rahmen von public art Niederösterreich realisierte Vinzenzkapelle für die letzten Pecher in Hernstein.
Im südlichen Niederösterreich wird die Gewinnung von Harz aus Schwarzföhren als Pecherei bezeichnet. Dementsprechend verwendete Jutta Woertl-Goessler diese entlang des Pechlehrpfades der Gemeinde Hernstein gelegene Kapelle. In die geneigte Holzskelettwand wurde das Bild des heiligen Vinzenz von Saragossa, des Schutzpatrons der Pecher und Holzknechte, sowie übereinander gelagerte Portraits der Pecher in Form von farbigen Gläsern, entworfen von dem Künstler Hans Woertl, eingearbeitet. Hans Woertl machte Fotos der letzten Pecher von Hernstein und überlagerte die Repros. Dieses aus vielen einzelnen zusammengesetzte, kollektive Porträt wurde in der Glaswerkstätte Geyling mit Glasfarben und färbigen Gläsern auf die einzelnen Segmente der gläsernen Bilderwand übertragen.
Die Kapelle ist in Raum und Materialität übersetztes Konzept: der Zugang ist eng, symbolisiert das in unmittelbarer Nähe gelegene alte Grab Schliefstein. Beim Durchzwängen durch den Schliefstein legt man der Sage nach Krankheit und alles Böse ab. In den Boden der Kapelle eingelassen sind die Buchstaben Pix für Pech, der Ausdruck für Baumharz. Die Dreiecksform der Kapelle macht daraus Pax, Friede. Also dem Pechen den Frieden. Über einem gepflasterten Platz erhebt sich eine markante schräg gestellte Glaswand, die mit der aus der Achse gedrehten Wand aus Stämmen und Latten, dem geneigten hyperbolischen Paraboloid, eine Zeltform ergibt. Das Zelt steht für den schützenden Aufenthalt, den Andachtsuchende oder Betrachter hier finden und spielt damit wieder auf die Schutz bietende Pecherhütte an.