Wiederaufbau
2700 Wiener Neustadt
Grazer Straße 90
Wiener Neustadt
Industrieviertel
Wohnhaus Siedlung
Ziegel
ausgeführt
Fertigstellung: 1949
47° 48' 45'' N
16° 14' 43'' E
Stilles Gedenken
Bei der Ortsdurchfahrt passiert man das Haus Grazer Straße 90. Im nüchternen Stil der Nachkriegszeit gehalten, fällt es durch eine Steinfigur in Form eines nackten Jünglings auf.
Auf der Fassade steht „HOC LOCO ANNO MCMXLV DIE XIV MENSIS MARTII CENTUM HOMINES BELLO OCCISI SUNT“. Ein Schild erklärt die näheren Umstände: 100 Menschen starben am 14. März 1945 bei einem Luftangriff. Österreichweit war Wiener Neustadt die im Zweiten Weltkrieg am stärksten zerstörte Stadt, weltweit gesehen nimmt es den siebten Platz im Ranking der am meisten betroffenen Städte ein. Der Bahnhof, die Rüstungsindustrie und die Flugkasernen waren Ziele der Alliierten. Zeithistoriker Markus Reisner schildert die Umstände des Angriffs. Eigentlich hätte am 14. März der Bahnhof Bruck an der Mur bombardiert werden sollen. Wegen schlechtem Wetter wurde das Ausweichziel Wiener Neustadt angeflogen, aber auch hier war die Wolkendecke geschlossen. Trotzdem wurden in acht Wellen die Bomben verstreut über das Stadtgebiet abgeworfen. Die schlimmsten Treffer erlitten das Stadtzentrum und die umliegenden Wohnviertel. Das Haus Grazer Straße 90, zugleich Haus Hauptplatz 24, wurde direkt getroffen. Die Bombe explodierte im Luftschutzkeller. Das Haus brach zusammen, alle wurden verschüttet. Wen die Bombe nicht erwischt hatte, der erstickte. Von den etwa 100 Schutzsuchenden überlebte keiner. Manche waren erst kurz davor von einem anderen Keller während des Angriffs in diesen Luftschutzkeller geflüchtet.
Text: Theresia Hauenfels