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Haus M. Langenschönbichl bei Tulln

Objekt

Haus M. Langenschönbichl bei Tulln

Ort

3442 Langenschönbichl bei Tulln
Hauptstraße 82 B
Tulln
Mostviertel

Bautentyp

Einfamilienhaus

Baustoffe

Beton
Holz
Glas
Stahl
ökologisch bauen

Projektstatus

ausgeführt

Chronologie

Planung: 1987
Fertigstellung: 1989

ArchitektIn

driendl*architects

Gerhard Steixner

Lage

48° 19' 44'' N
15° 58' 24'' E

Standard Solar
1989 wurde von Driendl*Steixner mit Standard Solar ein Haus als Modell ökologischen Lebensraums realisiert. Die Bereitschaft der Familie Magerl, die Entstehung ihres Hauses als Experiment mitzutragen, führte zum ungewöhnlichen Ergebnis.


Außergewöhnlicher Materialeinsatz, Holz-Stahl-Leichtbauweise aus Fertigteilen, andere Raumkonstellationen in einem offenen Grundriß sowie ein passiv/aktives Solarenergie-Nutzungssystem entwickeln in diesem Haus nun seit knapp fünfzehn Jahren ihre Qualitäten. Wände aus Glas, offener Baderaum statt Wintergarten-Mania, Regalelemente als Tragwerk wie als Stauraum oder ein frei über das Haus gestellte Satteldach markieren das ungewöhnliche Denken im Hausbauen. Das Dach ist recycliert, hatte zuvor als provisorische Überdachung der von Driendl*Steixner ausgestatteten Segelyacht Pirat gedient. Mit diesem Coup des günstig erworbenen Daches wurde den damals geltenden Dachbauvorschriften Rechnung getragen, andrerseits gewann das Haus den Schutz für Glaskubus, die andere Nutzung des Außenraums und natürlich charakteristische Anmutung. Die Lüftungselemente sind aus Holz. Die verglaste Südfassade leitet das Licht ins Hausinnere. Die massive nordseitige Aussenwand dient als Speicher, Rohrleitungen zwischen Wand und Basaltverkleidung leiten das erwärmte Wasser in ein 70 m3 fassendes unterirdisches Speicherbecken, an das Konvektoren und eine Fußbodenheizung angeschlossen sind; das System wird über einen gasbetriebenen Wärmetauscher gestützt. Bauherr Magerl, ein Kunststofftechniker, arbeitete an der Entwicklung des Energiekonzepts und der Haustechnik mit.
Nicht sofort wurde Standard Solar von ArchitekenkollegInnen, Medien oder Öffentlichkeit entdeckt. Doch ab Mitte der 90er Jahre fanden sich Christa und Franz Magerl und ihre drei Kinder in der unvermuteten Rolle von Architekturvermittlern wieder. Busladungen mit Architekturinteressierten reisten an, marschierten durch das Haus, vom nahegelegenen Radweg blieben Neugierige stehen und wollten Hausschauen kommen. Trotz des hohen Interesses ging das von den Ideen her als Prototyp gedachte Haus nicht in Serie. Ein Fertigteilhaus im klassischen Sinn hätte es nicht werden können, reagiert Standard Solar doch mit dem langen, schmalen Baukörper spezifisch auf die Grundstückskonfiguration, eine Siedlung durchaus. Schuld am Desinteresse Holz, Beton, Glas, Kunststoff, Stahl … Keine Lobby machte sich stark. Doch so zu denken wie bei der Entwicklung von Standard Solar, das war durchaus folgenreich.

Text: Elke Krasny