architekturlandschaft.niederösterreich

Rathausplatz St. Pölten

Objekt

Rathausplatz St. Pölten

Ort

3100 St. Pölten
Rathausplatz
St. Pölten (Stadt)
Mostviertel

Bautentyp

Plätze Brunnen
Verkehr

Projektstatus

ausgeführt

Chronologie

Fertigstellung: 1996

ArchitektIn

Boris Podrecca

Lage

48° 12' 18'' N
15° 37' 22'' E

Am Rathausplatz von St. Pölten stehen zwei historische Gebäude jeweils stirnseitig einander gegenüber: die Franziskanerkirche und das Rathaus.


Boris Podrecca hat den großflächigen quaderförmigen Platz zwischen den beiden Gebäuden, der von den Häuserreihen akkurat umsäumt wird, zwischen „Don Camillo“ und „Peppone“, so der Architekt im Wortlaut, aufgeteilt und visualisiert dies durch unterschiedlich gemusterte Bodenzonen. Das Bodenmuster, ein zu Stein gewordener Teppich, verdeutlicht die Wahrnehmung des Raumes in differenzierte „Temperaturzonen“. Dem dominierenden Fischgrätmuster, von dem eine eher kühle Wirkung ausgeht, begegnen quadratische eingefasste Felder aus warmem rotem Stein, die durch den räumlichen Konnex mit der Kirche der Sphäre des Sakralen zugeordnet sind. Die Inszenierung des Raumes, der mit der barocken Dreifaltigkeitssäule einen zentralen historischen Protagonisten besitzt, setzt sich in der Beleuchtung fort, die durch Lichtpunkte und Masten eine Dreiteilung produziert und das Bild einer Basilika beschwört.
Durch die Umwandlung des lange Zeit durch die Verkehrsführung geprägten Platzes in eine Fußgängerzone haben Autos keinen Zutritt mehr. Geparkt wird in der Tiefgarage unter dem Platz. Die Wölbung, die durch den Tiefbau entstand, hat Podrecca optisch durch den Einsatz des Fischgrätmusters aufgelöst, ist jedoch nach wie vor spürbar, wenn man den Platz quert. Das Mobiliar verdichtet sich bei den Treppenaufgängen der Tiefgarage. Die Musterung der steinernen Sitzkugeln ergibt sich aus der Nutzung: Wo gesessen wird, ist der Stein poliert, der Bodenbereich bleibt rau. Der stärker frequentierte Bereich beim Rathaus wurde durch einen langgezogenen Brunnen als Treffpunkt markiert. In der Inszenierung des Wasserverlaufs in unterschiedlichen Tonhöhen verdeutlicht Podrecca seine Auffassung der Rolle des Architekten als Regisseur.

Text: Theresia Hauenfels