Kulturhaus St. Andrä Wördern
3423 St. Andrä Wördern
Kirchenplatz 2
Tulln
Mostviertel
Theater Musik Kino
Ziegel
ausgeführt
Fertigstellung: 2003
48° 19' 15'' N
16° 12' 25'' E
Das Kulturhaus St. Andrä-Wördern von Schermann und Stolfa steht beispielhaft für die Sinnhaftigkeit sensibler Adaptierungen von altem Baubestand für heutige Ansprüche in zeitgemäßer Formensprache.
Davor war dem Gebäudekomplex, ein Pfarrhof aus dem 17. Jahrhundert, ein massiver Einschnitt widerfahren, als 1973 im Zuge des Ausbaus der Bundesstraße zwischen Wien und Tulln einige Gebäudeteile entfernt wurden. Während zum damaligen Zeitpunkt der Ausbau des Verkehrs Prioriät gegenüber dem Denkmalschutz hatte, wurde bei der aktuellen Revitalisierung der Bevölkerung öffentlicher Raum mit kultureller Nutzung erschlossen.
An einer Geländekante parallel zur Pfarrkirche liegt der alte Pfarrhof im Zentrum der Gemeinde neben einem dominant auftretenden Kreisverkehr. Der Bau wird über zwei Ebenen erschlossen: Der Bau öffnet sich südseitig dem oberen Kirchenplatz, und die zweigeschossige Nordfassade schließt an den unteren Kirchenplatz an. Wesentlichster Eingriff in den Bestand war der Zubau eines verglasten Foyers, der eine repräsentative Zugangssituation schafft. Die Transparenz der Fassade sorgt für den wechselseitigen Austausch von Innen und Außen, wenn sich die Umgebung im Glas spiegelt oder bei nächtlicher Beleuchtung die Scheiben Einblicke in das Gebäudeinnere zulassen. Der Anspruch der Architekten, das heterogene Innenleben des alten Baubestandes über Raumverbindungen zusammenwachsen zu lassen und damit die Qualitäten des Vorhandenen zu stärken, wurde gelungen umgesetzt. Neue Bauelemente verharren nicht in historisierender Annäherung, sondern setzen sich deutlich erkennbar vom Altbestand ab.
Bei den Umbauarbeiten stieß das Architektenteam auf einen zugemauerten Kellersaal mit Tonnengewölbe, der aus dem Mittelalter stammen dürfte, und konnte durch die Öffnung eine Fläche von 120 m2 dazugewinnen, die für Veranstaltungen genutzt wird. Von den ehemaligen Wohnräumen, die unter Pfarrer Leonardi Ende des 17. Jahrhunderts mit Stuckdecken versehen wurden, dient das barocke Bischofszimmer als Trauungssaal. Der Dachboden wurde zu einem großzügigen Mehrzeckraum umgebaut, und im ehemaligen Wirtschaftstrakt im Untergeschoss befindet sich nunmehr ein eigens möbliertes Café, das, ebenso wie die Bespielung des Gebäudes durch lokale Kulturvereine, zur lebendigen Nutzung des transformierten Hauses beiträgt.