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Center-Apotheke St. Pölten

Objekt

Center-Apotheke St. Pölten

Ort

3100 St. Pölten
Daniel Gran Straße 13
St. Pölten (Stadt)
Mostviertel

Bautentyp

Lokale Geschaefte

Projektstatus

ausgeführt

Chronologie

Planung: 2003
Fertigstellung: 2005

BauherrIn

Elfriede Nakel

ArchitektIn

PURPUR.ARCHITEKTUR

Statik

Reinhard Pötscher

FachplanerIn

Technisches Büro Köstenbauer&Sixl

Lage

48° 12' 35'' N
15° 37' 49'' E

Raumwirkung erwünscht
Mit der Center-Apotheke in St. Pölten realisierten PURPUR.ARCHITEKTUR eine ebenso ungewöhnliche wie dramaturgisch stimmige pharmazeutische Einkaufssituation.


Geschäftslokale müssen zunehmend auch durch Architektur als Intervention in den öffentlichen Raum Aufmerksamkeit erringen. Dieses Experiment ist hier gelungen. Mit den Logiken des Einkaufens und der Sichtbarkeit der Waren im urbanen Getriebe, sei es in der Mall oder im städtischen Außenraum, haben sich PURPUR.ARCHITEKTUR intensiv auseinandergesetzt. Die mitten in einem St. Pöltener Einkaufszentrum gelegene Apotheke setzt auf dynamische Raumkommunikation mit der Kundschaft. Nahezu schwellenlos wird die Verkaufsfläche an die Verkehrsfläche der Mall angedockt, zieht die Mallfläche ins Innere des kleinen Geschäftslokals hinein, die KundInnen ebenso. Das konkave Apothekeninnenleben weckt vertraute Anklänge an den weißen ApothekerInnenkittel,mit weißen Kunstleder sind die Fronten der rundumlaufenden Regale ausgepolstert. In horizontalen Schlitzen sind die Produkte wie in der immer griffbereiten, hier jedoch zum Hineinsehen geöffneten Apothekerkitteltasche den Blicken dargeboten. Die Nischen sind grün hinterleuchtet. Die Farben sind durchaus kulturell codiert, weiß für die Apotheke, grünes Licht aus dem Spitalsoperationssaal. Aber nur wenige Produkte sind es, die hier wirklich in der Displayzone landen können.
Das eigentliche Herz der Center-Apotheke bleibt den Augen der KäuferInnen verborgen. Die Raumknappheit führte zur Entwicklung eines vollautomatisierten Lagers, das sozusagen hinter den Kulissen agiert und mit der Kassa vernetzt ist. Per Knopfdruck setzt sich der Roboterarm als Greifer in Bewegung, fasst das gewünschte Medikament aus dem Lager und lässt es durch eine Niro-Rutsche den KäuferInnen entgegensausen. Bereits durch die Auslage kann man dieses sekundenschnelle Ereignis, das nicht nur Kinder in den Bann zieht, miterleben. Raum und Zeit wurden hier völlig durchchoreografiert, nichts bleibt dem Zufall überlassen. In Zukunft soll auch die Nachtappotheke vollautomatisiert ablaufen können. Auch von zu Hause aus kann der Apotheker mit dem Roboter kommunizeren und dieser mit den nächtlichen KundInnen. Es sind vertraute Elemente, die spektakulär inszeniert, das minutiös ausgetüftelte Innenleben der Apotheke bestimmen: die Farbe Weiß und die technologisch Rationalität, mit der wir die Wiederherstellbarkeit des menschlichen Körpers zu denken begonnen haben.

Text: Elke Krasny