architekturlandschaft.niederösterreich

Bunkerkreuz bei Bahnhof St. Valentin

Objekt

Bunkerkreuz bei Bahnhof St. Valentin

Ort

4300 St. Valentin
Bahnhof
Amstetten
Mostviertel

Bautentyp

Gedenkstaette
Kunst im öffentlichen Raum

Projektstatus

temporär
abgerissen

Chronologie

Fertigstellung: 1993

KünstlerIn

Norbert Maringer

Lage

48° 10' 51'' N
14° 31' 15'' E

Dort, wo heute neben dem Bahnhof von St. Valentin ein Fahrradweg vorbeiführt, befindet sich unter der Oberfläche ein Relikt österreichischer Zeitgeschichte.


Durch Zufall stieß Norbert Maringer auf einen denkwürdigen Fund, als er im Rahmen eines Symposiums in St. Valentin begann, am Gelände vor dem Bahnhof eine Erdskulptur auszuheben. Nach nur 20 cm stieß der Künstler auf Beton, es stellte sich schnell heraus, dass es sich dabei um die Decke eines unterirdischen Bunkers aus dem zweiten Weltkrieg handelte. Die Lage des Bunkers ist durch die Nähe zum Bahnhof – einem typischen Ziel für Bombardements in Kriegszeiten – gegeben.
Norbert Maringer traf schnell die Entscheidung, mit der vorhandenen historischen Bausubstanz weiterzuarbeiten und beschloss, den Ort als Relikt des Krieges mit einer Kreuzform als Friedenszeichen zu markieren. Der Umriss wurde mit Granitabfällen ausgelegt, jedoch lose und mit Einblicken auf die teilweise freigelegte Betonplatte. Bewusste Entscheidungen, etwa Steine aus Mauthausen zu verwenden, verdeutlichen die kritische Herangehensweise bei der Errichtung dieses – leider nur temporären – Ortes der Erinnerung. Wichtig war, so Maringer, auch die Betonung der Bedeutung des Bahnhofes in St. Valentin, über den die Menschentransporte nach Mauthausen liefen. Mit der Richtung, in die die Kreuzspitze weist, wird zudem auf die Panzererzeugung der Nibelungenwerke Steyr angespielt.
Dem Anliegen Maringers den Ort als Gedächtnisstätte auch für heutige Passanten zu bewahren, die mit mehr oder minder schnellen Schritten dort vorbeigehen, wo Opfer des Nationalsozialismus verladen wurden und die Menschen aus der Region sich vor Bombardierungen schützten, wurde wegen anderer baulicher Pläne nicht stattgegeben. Heute führt ein Fahrradweg am Bahnhof vorbei.

Text: Theresia Hauenfels