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Haus Kiesling

Objekt

Haus Kiesling

Ort

2095 Drosendorf-Zissersdorf
Unterthürnau 20
Horn
Waldviertel

Bautentyp

Einfamilienhaus

Baustoffe

Beton

Projektstatus

ausgeführt

Chronologie

Fertigstellung: 1933

ArchitektIn

Erich Franz Leischner

Lage

48° 52' 49'' N
15° 37' 17'' E

UMS ECK GEDACHT

Durch die Sommerfrische-Aufenthalte von Erich
Franz Leischner im Waldviertel hatte sich der Kontakt zwischen dem wichtigen Protagonisten der Wiener Zwischenkriegsarchitektur und Müllermeister Karl Kiesling ergeben.


Viele Bauten des Architekten sind Klassiker. Leischner plante als Senatsrat im Wiener Stadtbauamt u. a. das Kongressbad und den Robert-Blum-Hof, unter seiner Ägide entstand auch die Höhenstraße.

In dem kleinen Ort, der Teil des Gemeindegebiets von Drosendorf ist, steht – nahe der tschechischen Grenze und kaum bekannt – das Ergebnis dieser Kooperation: ein Haus von erstaunlichen Qualitäten. Auffällig ist die Kombination unterschiedlicher Stilelemente, die ebenso den Wiener Wohnbau wie auch autochthone Bauweisen zitiert. Von einer turmartigen Erhöhung aus blickt man über Fensterbänder rundum ins Land. Figuren aus Beton sowie ein Sgraffitto, das einen Müllersburschen
zeigt, schmücken die Fassade. Das Aufeinandertreffen urbaner Momente und ländlichen Wohnens in einem einzigen Haus macht die Widersprüchlichkeit des Gebäudes aus, nachzulesen bei Thomas Jorda. Die Variation von Dachformen charakterisiert die Viel gestaltigkeit des Auftretens des geräumigen Wohnhauses. Aufgrund einer großen Anzahl unverheirateter Schwestern, die im Haus lebten, war entsprechender Platz nötig. Diese Zimmer funktionierten fast als eigen ständige Wohneinheiten. Das vom Architekten gestaltete Mobiliar aus den 1930er Jahren ist zum größten Teil noch vorhanden, ebenso die sanitären Anlagen.

Text: Theresia Hauenfels