Wohnen morgen
2020 Hollabrunn
Bachpromenade, Weidenallee
Hollabrunn
Weinviertel
Wohnhaus Siedlung
Beton
ausgeführt
Fertigstellung: 1976
48° 27' 30'' N
16° 4' 35'' E
INDIVIDUALISIERTE STANDARDISIERUNG
1971 gewannen Ottokar Uhl und Joseph P. Weber den programmatischen Wettbewerb »Wohnen morgen«. Die Gemeinde Hollabrunn sah damals Wachstum voraus, 300 neue Wohnungen sollten entstehen, von denen zunächst 70 realisiert wurden.
Die aus drei Baukörpern bestehende dreigeschoßige Wohnhausanlage ist eines der herausragenden österreichischen wie internationalen Fallbeispiele für Wohnbau mit Partizipation der 1970er Jahre, das von einer interdisziplinären Forschung begleitet wurde. Uhl hatte bei der Salzburger Sommerakademie die Methode der 1964 initiierten Stichting Architecten Research (Stiftung Architekten Recherche) S.A.R. kennengelernt. Diese beruhte auf dem System von Raster und Modul, in diesem Fall einem Bandraster aus Leca-Beton-Modulen, denen das Dezimalsystem zugrunde lag. In Uhls Ansatz der Partizipation wird die Technologie, die Vorfertigung und Standardisierung des industrialisierten Bauens, mit veränderten gesellschaftlichen Vorstellungen der Demokratie und der Teilhabe verbunden.
Die NutzerInnen waren eingeladen, sich an der Entwicklung zu beteiligen, sie konnten Fenster- und Wandelemente für die Fassaden aus einem Katalog auswählen. Ungefähr die Hälfte der BewohnerInnen nahm an dem Prozess
teil. Der Wachstumsschub in Hollabrunn blieb aus, nur 40 weitere Wohnungen wurden ab 1987 gebaut. Heute stellt sich die Frage der Sanierung, die diesem experimentellen Exempel im Wohnbau gerecht wird.