architekturlandschaft.niederösterreich

Kapelle Wolfsbach

Objekt

Kapelle Wolfsbach

Ort

3354 Wolfsbach
Am Grillenberg
Amstetten
Mostviertel

Bautentyp

Kirche Kapelle
Kunst im öffentlichen Raum

Baustoffe

Glas

Projektstatus

ausgeführt

Chronologie

Fertigstellung: 2003

KünstlerIn

Manfred Erjautz

ArchitektIn

Friedrich Fischer

Lage

48° 5' 0'' N
14° 40' 51'' E

Ein Container aus Glas als Gefäß, in dem sich die Welt im Kleinen widerspiegelt, ist Ausgangspunkt des partizipatorischen Kunstprojekts „Full House“ von Manfred Erjautz für die Milleniumskapelle von Friedrich Fischer in Wolfsbach.


Der Wohnsituation mehrerer Generationen am Vierkanthof entsprechend, reflektiert der Titel die Umsetzung des Wunsches der Auftraggeber nach der Darstellung eines „Familienbildes“ für die Kapelle. In den Dimensionen 20x20x30 wurde eine Glasbox zum „sozialen Terrarium“, so der Künstler, der im Rahmen von Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 120 idente Vitrinen der ortsansässigen Bevölkerung zur Bespielung überließ, um sie später in ein Regalsystem entlang der Wand gemäß eigener formaler und inhaltlicher Kriterien und nicht nach sozialer Rangordnung der Produzenten einzufügen. Die Vorgaben durch Erjautz sahen nur vor, dass nichts Organisches, sowie Flüssiges verwendet werden durfte und nichts vorkommen sollte, das die Gefühle anderer Menschen verletzen könne.
Subtil näherte sich Erjautz der hermetischen Struktur einer Gemeinde, verließ dabei jedoch im Sinne der Brecht´schen Dialektik zu keinem Zeitpunkt die Rolle des außenstehenden Impulsgebers. Um die Wolfsbacher dazu anzuregen, die eigenen Weltvorstellungen in den Glaskörper zu pflanzen, stand etwa ein leerer Kubus über Wochen am Wirtshausstammtisch und regte zur permanenten Auseinandersetzung mit dem zu befüllenden Volumen an. Begleitet durch den Wolfsbacher Kulturverein mit Josef Penzendorfer, entwickelten sich die ursprünglichen Auftraggeber zu Produzenten und gaben, jeder auf gleichem, von außen normierten Raum, Momentaufnahmen der eigenen Identität preis. Das Zusammenführen der einzelnen Positionen zu einer Wabenstruktur funktioniert reziprok zur persönlichen Inbesitznahme von vorgefertigter Baustruktur etwa bei Bezug eines Geschossbaus. Im modularen Containersystem der Glaskuben manifestiert sich nicht nur der Gestaltungswille des Künstlers, sondern einer ganzen Gemeinde.

Text: Theresia Hauenfels