Politik in Nahaufnahme
Nur selten sucht man Orte auf, an denen Politik veröffentlicht wird. Über Politik lässt man sich medial nach Hause berichten.Das Landtags-Besucherfoyer, gestaltet von pla.net, ist ein veritabler Politikvermittlungsort geworden.

Unaufdringlich und einprägsam gehen pla.net architects mit dem Raum und der Gestaltung einer nahezu objektfreien Ausstellung um. Auf Initiative von Landtagsdirektors Karl Lengheimer verwandelte sich ein wenig genutztes Foyer mit Schautafeln in einen Politikerlebnisort. Dieser bringt einen Farbtupfer ins allgegenwärtige Grau des Regierungsviertels. Was als spielerisches Labor für SchülerInnen, ungefähr 50.000 Besucher kommen jährlich hierher, gedacht ist, kann auch Erwachsenen einiges über demokratische Institutionen und politische Vorgänge erläutern.
Alle Ausstellungsstationen, eine Lesestation begleitet jede Aktivstation, sind in ein gelbes Band eingelassen. Dieser gelbe Faden aus Kunstleder lädt zum Anlehnen, Arbeiten und Hinsetzen ein. Er schmiegt sich in die Raumrundungen, zieht sich in dezenter Höhe am Rand entlang und verstellt den Raum weder durch herumstehende Einbauten noch die Aussicht auf die Traisen. Die eine Schleife des Bands dient als Sitzmöbel. In der anderen Schleife sind die Ausstellungsstationen. Im Knotenpunkt der offenen Achterschleifen sind die beiden Wahlzellen, die auch den Technikkern beherbergen. Ob Kugerlspiel, Quiz, Fernsehinterview oder Wahllotto, mit vertrauten Formaten liefert das Besucherzentrum, das sich direkt unter dem Landtagssaal befindet, den Beweis, dass Politikvermittlung nicht stinklangweilig, Lernen nicht anstrengend sein muss. Die Ausstellungskonzeption von Christian Rapp und Sascha Windholz schafft den Spagat zwischen intensiver Auseinandersetzung mit politischen Grundlagen und spielerischem Tun. Als frischgebackenes Landtagsmitglied steht man der ORF-Moderatorin Christiane Teschl Rede und Antwort. Geschnitten wird in Echtzeit. Manche Jugendliche imitieren erschreckend perfekt den Gestus fernsehvertrauter politischer Phraseologie . Ungeniert bringen sie Slogans wie „Österreich ist ei n starkes Land. Gemeinsam werden wir es schaffen.“