architekturlandschaft.niederösterreich
Objekt

WIFI St. Pölten Internatsturm

Ort

3100 St. Pölten
Mariazeller Straße 97
St. Pölten (Stadt)
Mostviertel

Bautentyp

Lehre Forschung Bildung

Baustoffe

Beton

Projektstatus

ausgeführt
Wettbewerb
abgerissen

Chronologie

Planung: 1965
Fertigstellung: 1972

BauherrIn

Kammer der gewerblichen Wirtschaft Niederösterreich (2)

FachplanerIn

Friedrich Bruckmayer (2)

Statik

Hugo Huller (2)

Josef Pfister (2)

FachplanerIn

Tino Erben (2)

ArchitektIn

Karl Schwanzer (3)

Lage

48° 11' 11'' N
15° 36' 59'' E


Lageplan Lageplan

Architekturereignis, das niemand bemerkte
1972 wurde mit dem Internatsturm des WIFI von Karl Schwanzer eine fulminante Sichtbetonplastik realisiert. Die Resonanz blieb aus. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Turm abgetragen. Ebenfalls unbemerkt.

„Das monolithisch gegossene und plastisch gestaltete Gebäude, das dem Wunsch nach Schaffung eines künstlerischen Gesamt-Bildwerkes entspringt, folgt dem Wunsch nach einer Einheit, welche die Kunst nicht an das Bauwerk klebt oder in dieses hineinstellt, sondern den bewohnbaren Raum selbst als Plastik schafft, ihn formt und gießt. Genauso wie der Bildhauer unter Verwendung negativer Form das Bildwerk schafft, macht die Betontechnologie unserer Epoche es fast unbegrenzt möglich, Plastik und Bauwerk in einer Einheit zu schaffen.“, schrieb Architekt Karl Schwanzer in dem von ihm herausgegebenen modul als Werkbericht über das WIFI St. Pölten im Jahr 1972. Funktion und Plastik waren hier eine spektakuläre expressive Symbiose eingegangen. An Plastizität Vergleichbares aus dieser Dekade gab es in Österreich nicht, das WIFI-Internatsgebäude war in seiner Art einzigartig. Zeitgleich entstanden in München die BMW-Türme von Karl Schwanzer.
Der 17stöckige Bau machte die Funktionen an der Fassade dynamisch ablesbar: zwei Stockwerke mit Zimmern, Einzelräume in Minimalausmaßen, wechselten mit einem Stockwerk Aufenthaltsräumen. Dieser Funktionswechsel zwischen individuellen Schlafzonen für die KursteilnehmerInnen und Aufenthaltszonen war auch nach außen plastisch durchformt lesbar.
Die Ausbildungstrends im WIFI änderten sich. Ein Internatsturm mit mönchsartig anmutenden Schlafzellen zur Unterbringung der KursteilnehmerInnen und Auszubildenden wurde nicht mehr gebraucht. Der Internatsturm stand über viele Jahre leer. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde dieser Internatsturm abgebrochen. Österreich ist um ein Baudenkmal der expressiven Zeit, dem einzigen seiner Art, das seine Artverwandten im Goethanum von Rudolf Steiner oder im Parkhaus in New Haven von Paul Rudolph sah, ärmer. Ein zu erwartender Aufschrei blieb aus.

Text: Elke Krasny
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